Zusammenfassung
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen wird die Aufgabe
haben, Qualität und Effizienz in der medizinischen Versorgung für die Patientinnen
und Patienten der gesetzlichen Krankenkassen GKV sicherzustellen und wenn notwendig
zu verbessern. Es war zunächst als unabhängiges wissenschaftliches Zentrum für Qualität
in der Medizin geplant, das ähnlich wie das britische National Centre of Clinical
Excellence (NICE) die vorliegende und publizierte Evidenz aufbereitet und Entscheidungen
vorbereitet, die für den Leistungsbereich der GKV Relevanz haben. In den politischen
Diskussionen haben die Organisationen der Ärzte und Krankenkassen dieses zunächst
geplante Zentrum jedoch mit Nachdruck als staatliches und zentralistisches Institut
bekämpft und stattdessen ein Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen
vorgeschlagen, das nah zu dem gemeinsamen Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen
angesiedelt wird. Ob diese Konstruktion der Unabhängigkeit des Institutes nutzen wird,
wird in dem folgenden Beitrag eher bezweifelt, da es immer wieder Beispiele für Entscheidungen
im Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen gab, die von starken Interessen geleitet
waren. Die Unabhängigkeit wäre aber umso wichtiger gewesen, als das Institut sowohl
Leitlinien erstellen wie Nutzenbewertungen von Arzneimitteln durchführen und verständliche
Patienteninformationen veröffentlichen soll. Die ursprünglichen Wünsche an ein deutsches
NICE konnten damit nicht umgesetzt werden, in der Wirklichkeit konnte sich die Politik
gegen die starken Interessengruppen Ärzte und Krankenkassen nicht durchsetzen.
Abstract
The Institute for Quality and Efficiency in the German Health Care System will have
the duty to ensure quality and efficiency in medical care for all patients covered
by the statutory health insurance companies (GKV) and to improve treatment if necessary.
Months ago it was planned to establish an independent working Scientfic Centre for
Quality in Medicine modelled after the British National Institute of Clinical Excellence
(NICE) with the duties to evaluate the published evidence and to prepare decisions
for the catalogue of medical care being relevant for the GKV. During the political
discussions the associations of medical doctors on the one hand and of health insurance
companies on the other the proposal of founding such a centre was strongly rejected
as a governmental and centralistic working unit which would not be accepted. Instead
of a centre they proposed an institute situated near by their associates. Whether
this construction is as independent as the former planned centre is doubted in the
following contribution because of decisions in the past being influenced by strong
interests of either the doctors or the sick funds associations or both. But independency
would be strongly necessary as the institute has the duty to decide about guidelines,
to evaluate effectiveness studies for drugs and to publish medical information for
patients. Health politics couldn't succeed in establishing a German NICE against the
interests of doctors and health insurance companies, the reality was stronger than
the wishes of medical experts.
Schlüsselwörter
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit, Gesundheitspolitik, NICE
Key words
Institute für Quality and Efficiency, Health Politics, NICE
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Prof. Dr. Gerd Glaeske
Mitglied des Sachverständigenrates für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen
Zentrum für Sozialpolitik (ZeS), Forschungseinheit ArzneimittelversorgungsforschungUniversität
Bremen
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